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Lanz-Dampfmaschine
 
 
 
 
 
 
 
 
Hersteller:                                       Heinrich Lanz, Mannheim
 
Typ:                                                 ZC mit Schiebersteuerung
 
Baujahr:                                          1908
 
Normalleistung:                               9 PS
 
Größte Dauerleistung                       10 PS
 
Heizfläche:                                      10,25 qm
 
Hubraum:                                        ca. 3 Liter
 
Drehzahl:                                        180 – 200 Umdrehungen/min.
 
Kesselinhalt:                                   650 Liter Wasser
 
Höchstzulässiger Dampfdruck:          6,5 bar
 
 
 
 
Die hier gezeigte Dampfmaschine, welche mit Pferden oder Ochsen an ihren Bestimmungsort geschafft wurde, ist im Jahre 1908 in Mannheim von der Fa. Heinrich Lanz gebaut und sofort nach Argentinien verschifft worden. Dort wurde sie bis spät in die 40er Jahre als Antriebseinheit für eine Dreschmaschine zum Dreschen von Getreide und anschließend bis in die 50er Jahre in einem Sägewerk eingesetzt. Erst 1993 kam sie in einem Schiffscontainer zurück nach Bremen. In den Jahren 1993 bis 1996 wurden fast 40000 DM in den Kessel, die Schiebersteuerung und TÜV-Gebühren investiert. Es wurde bewusst darauf verzichtet, der Dampfmaschine ein neues Farbenkleid zu spendieren, denn jeder soll sehen, dass diese Maschine 100 Jahre harte Arbeit hinter sich hat. Die Dampfmaschine ist heute voll funktionstüchtig. Jedoch gibt es in Deutschland eine Dampfkesselverordnung welche vorschreibt, die Maschine und den Kessel vor jeder öffentlichen Vorführung durch den TÜV prüfen zu lassen (Gebühr 400 € !!!) weshalb eine Vorführung nur auf einem Privatgrundstück oder unter Ausschluss der Öffentlichkeit finanziell tragbar ist.
 
 
 
 
 
 
 
Soviel ist klar: Mähdrescher wie wir sie heute kennen gab es damals noch nicht. Also musste das Getreide auf dem Feld mit der Sense gemäht werden und von Hand zu so genannten Garben gebunden werden. Eine heute kaum mehr vorstellbare sehr harte und aufwändige Arbeit, bei der alle Knechte und Mägde eines Hofes im Einsatz waren. Nach dem Mähen und Binden zu Garben wurde das Getreide zu kleinen Haufen zusammengestellt, welche reihum auf dem gesamten Feld verteilt waren. Dies war auch erforderlich, weil das damals im Getreide befindliche Unkraut abtrocknen musste. Einige Tage später wurde bei gutem Wetter das Getreide auf einem Leiterwagen nach einem ganz bestimmten System aufgeladen und nach Hause in die Scheune gefahren. Irgendwann, dass kann auch Monate später gewesen sein, kam nun die Dreschgemeinschaft oder der Lohndrescher mit der Dreschmaschine und der Dampfmaschine als Antrieb ins Dorf um das Getreide zu dreschen. Dazu muss man wissen, dass sich kaum ein Bauer selbst so eine Dreschgarnitur leisten konnte, da solch ein Dampfdreschsatz sehr teuer war. Deshalb wurden Genossenschaften gebildet oder die Maschine wurde von einem Lohnunternehmen betrieben. Jeder Bauerwar natürlich darauf bedacht, dass sein Getreide so bald wie möglich gedroschen wurde. Begonnen wurde meist bei den großen Höfen. Die „kleinen“ mussten eben warten. Meistens haben die Maschinisten entschieden, wo und wann gedroschen wurde.
 
 
 
 
 
Kein Wunder, dass die Bäuerinnen die Maschinisten besonders gut bekocht haben. Die Aufstellung der Dampfmaschine und der Dreschmaschine erforderten viel Erfahrung und nahm einige Stunden in Kauf. Sehr oft wurde die Dreschgarnitur deshalb nur in einem Hof des Dorfes aufgebaut und alle Bauern brachten ihr zu dreschendes Getreide mit dem Leiterwagen dort hin. Wenn die Sache aber dann läuft, sind viele fleißige Hände erforderlich. Die Arbeit des Dreschens war früher hart und staubig. So mussten die Gaben vom Leiterwagen auf die Dreschmaschine geworfen werden, oben in die Maschine eingelegt werden, das Stroh wieder aufgeladen und die meist zentnerschweren Säcke mit den Getreidekörnern auf der Schulter über schmale enge hölzerne Treppen in den Getreidespeicher getragen werden. Gefürchtet war auch das „Maschinenfieber“. Der Körper reagierte mit starkem Husten und allgemeinem Unwohlsein auf die große Staubbelastung. In der Regel wurde von 6 Uhr morgens bis spät abends gedroschen. Für Maschinisten begann der Tag bereits um 4 Uhr früh mit dem Aufheizen des Kessels und dem Abschmieren des ganzen Kessels. Nach meist mehreren Tagen der harten Arbeit war`s endlich geschehen. Wenn alles gut gelaufen war, wurde dies tatkräftig mit Most, Dünnbier und einer guten Brotzeit gefeiert, so dass alle Plag und Mühe schnell vergessen war.
 
 
 
 
 
  • Werkstattwagen für Dreschbetrieb

 

 
(wird momentan restauriert)
 
So ungefähr soll er mal ausschauen, wenn er fertig ist: